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Einen Gedankenbrief an Freunde, Kollegen/in, Trainer-Kollegen/in, Kunden, Kinder und alle andere Angehörigen.

Die meisten ist ja schon bestimmt schon aufgefallen, dass ich euch mit unter sehr schlecht und /oder sogar falsch verstehe, manchmal überhaupt nichts höre. Auf den Punkt gebracht, das liegt ganz einfach daran: ICH BIN HOCHGRADIG SCHWERHÖRIG und in Medizinisch Bezeichnung beide Ohren TAUB!

Schwerhörigkeit ist eine Behinderung, mit der ich leben und auskommen muss, weil sie nicht zu reparieren und heilen sind. Das musste ich in der den 3 Woche meiner Rehabilitation Maßnahmen in einer Klinik in Deutschland (da in Österreich keine solche Klinik gibt) für Hörbehinderte erneut erfahren. Ich habe in der Klink aber auch vieles dazu gelernt, dass ich mir das Leben, als an Taubheit, mit ein paar „Tricks“ erleichtern kann.

So Liebe Freunde so könnt ihr mir ein Wenig mithelfen. Sicherlich hat die/der eine oder andere schon einmal „merkwürdige“ Verhaltensweise bei mir erlebt und auch bemerkt:

·       Ich stehe an einem Platze mit AZUBI (Ausbildung zu Assistenzhund) mit Neue Hundebesitzer.

        Sie/er ruft mich „guten Tag“, „Hallo“, Heee ich habe dich gerufen“, „ Hier bin ich usw…Aber ich

         reagiere nicht. Bin auf meiner Arbeit beim Trainieren mit AZUBI konzentriert und nicht in der

         Lage eine Geräuschquelle zu identifiziere, geschweige denn darauf zu reagieren.

·       Wir sitzen in geselliger Runde, ihr unterhaltet euch „kreuz und quer“, meistens mehrere

        gleichzeitig z.B. über Ausbildung, Hobby, Trainingsmetoden und wie man besser machen kann

        am runden Tisch, oder dass „lebhafte Durcheinander“ beim „Langen Tisch“

·       Manchmal nicke ich noch freundlich, obwohl ich nur einige Brocken verstanden habe (…glaube

        ich jedenfalls…).

·       Aber in Wirklichkeit habe ich mich bereits aus dem Gespräch „AUSGEKLIKT“, weil ich in dem

        allgemeinen Stimmgewirr keine Chance mehr habe Euch zu verstehen. Nur in Ruhe und ohne

        jegliche Nebengeräusche, kann ich ein „NETTES GESPRÄCH UNTER VIER Augen oder Ohren

        führen.

·       Bei Veranstaltungen habe ich auch so meine Probleme den Vorträgen zu folgen, die aber durch

        meine Mikro-Anlage meistens gelöst werden können Allerdings nach den Vorträgen, wenn die

        allgemeine Unterhaltung einsetzt, weil der Lärmpegel schnell ansteigt, verstehe ich nichts mehr.

        Die Lautstärke nervt mich derartig so sehr, dass ich lieber nach Hause gehe, obwohl ich gerne bis

        zum Schluss bleiben würde.

·       Du / ihr ruft mir von weitem etwas zu und ich reagiere nicht, dann sei bitte nicht verärgert, oder

        im Gedanken beschimpfen, denn auch hier habe ich dich euch einfach nicht gehört. Es ist dann

        keine Bequemlichkeit, Desinteresse oder Sturheit von mir.

·       Das sind nur einige Beispiele, die sich beliebig ergänzen lassen. Auf beiden Ohren kann ich hohe

        töne nicht mehr oder nur ganz schwach und vor allem am linken Ohr nur verzerrt hören. In den

        Bereichen, wo ich noch resthörvermögen hatte, kann ich mit Cochlea versorgen gut umgehen und

        versuchen genau diese Töne wahr zu nehmen, so dass ich sie für mich nahezu normal empfinde.

        Töne, die ich gar nicht höre kann auch das moderne Cochlea (CI) kann nicht mehr herzaubern.

Die Folge Ist:

·       Die Töne werden von mir anders oder gar nicht empfunden.

·       Einzelne Töne und somit auch Wörter werden Verzerrt empfangen.

·       Z.B. Die Wortpaare BAUM/KAUM, PFAL/ KAHL, GEIST/ GEIZ, ZWEI/DREI, GOLD/ GLUT usw...  für

        mich klingt nahezu gleich.

·       Wörter werden verstümmelt, weil ich Teile (Frequenzen) davon einfach nicht hören kann. Ganz    

        Sätze verstehe ich folglich nur in Bruchteilen. Ihr hört als Guthörende.“ Frage und Antwort sind

        Pfeiler der  Kommunikation“, während ich als Hörbehinderung verstehe: „rag un An wor in i eiler

        er ommuni ation.“ Wenn ich euch trotzdem einigermaßen verstehe, dann liegt das daran, dass ich

        aus den Bruchstücken und Kenntnis des Gesprächsthemas, den Inhalt „zusammenbasteln“ und

        auch durch Lippenlesen.

Das geschieht dann wie folgt:

·       Simultan Bild (übersetze) ich dann aus den gehörten Fragmenten vollständig Wörter und Sätze

·       Danach findet eine „Prüfschleife“ statt, wo ich orientiert am Thema und Gesprächsverlauf teste,

        ob das von mir Gehörte in meiner „Übersetzung“ einen Sinn ergibt.

        Erst nach dieser Aufbereitung kann ich jetzt das Aufgenommene, wie auch jeder Guthörende,

         verarbeiten, d.h. bewerten, speichern und gegebenenfalls antworten.

Dieser Prozess kann aber auch schon mal schief gehen:

·       Ich verstehe falsch und gebe eine unpassende Antwort

·       Ihr „lacht“ oder stutzt über meine unpassende Antwort und ich weiß nicht warum.

·       Ihr lacht über einen Witz und ich fand daran gar nichts komisch.

·       Du sagst: „Das habe wir doch gestern schon besprochen!“ aber ich habe das gestern völlig falsch

        eingeordnet.

·       Du sagst:“ Das habe ich dir doch vorhin schon gesagt!“, aber ich habe das einfach nicht gehört.

·       Solches Argument tut weh und kränkt. Wie “Was du nicht hören solltest, das hörst du, aber was

       du hören sollst, hörst du angeblich nicht“. Oder „Vergiss es. Das was nicht so wichtig. Passt

       schon!“ oder "Du hast doch jetzt ein CI (Cochlea) / Hörgerät. Warum verstehst du mich immer

       noch nicht!“ oder  "War guckst du mich immer dauern an, Kapierst du nichts!“ oder „Passt besser

      auf und hör endlich gut zu“ oder Du siehst so müde und abgekämpft aus. Was machts du den

      ganzen Tag?“

Fazit:

Oft stoßen Taube und Schwerhörige auf Unverständnis in den Familien, Freunde, Kollegen, Häufig wenden sich diese von ab. Man fühlt sich verletzt.

Hierbei wird deutlich, dass es für mich zwischen Hören und Verstehen einen riesengroßen Unterschied gibt. Daher hänge ich zwangsläufig in Gesprächen immer etwas hinterher. Das liegt also im Allgemein nicht daran, dass ich begriffsstutzig bin, sondern ist es eher eine Folge den zusätzlichen Schritt, die in meinem Kopf nur den Vorgang „HÖREN“ zu durchlaufen sind. Ein Normalhörender hört in einem einzigen Schritt und kann danach sofort mit der „VERARBEITUNG“ beginnen.

Während meiner Reha-Maßnahme habe ich ein griffiges Beispiel gehört: Ein Simultandolmetscher (Gebärde Dolmetscher), der in einer Kabine einen Vortrag übersetzt, wird nach einer halbe stunde abgelöst, weil er /sie erschöpft ist und eine Pause braucht. Sie/er muss nur übersetzen, muss also nicht mal den Inhalt verstehen. Ich muss übersetzen und verstehen! Deshalb bringt mich auch eine ausgelassene Feier im großen Kreis oftmals nach einer Stunde an den Rand der Erschöpfung. Aus dem Grund muss ich mitunter auch bei Seminaren, Vorträge, Vereinsbesprechungen oder auch Veranstaltung eine „AUSZEIT“ nehmen. Das alles ist nun mal so und nicht zu ändern. Deshalb brauche ich eure Hilfe und vor allem euren Verständnis und bei Seminar und Vorträge geschrieben Manuskripte um zu verstehen.

·       Habt bitte Geduld mit mir, wenn ich um Wiederholung des Gesagten bitte

·       Im fall ich falsch verstanden habe und ihr habt es bemerkt, keine Scheu sagt es mir.

·       „SCHREIT“ mich nicht an, denn die verzerrte Stimme kann ich erst nicht verstehen. Sprecht mich

         ganz einfach normal und deutlich möglichst langsam an.

·       Es hilft mir auch, wenn ihr mich beim Sprechen anseht. Die Mundbewegungen (Lippenlesen) sind

        für

        mich ein guter Baustein zu Verstehen. „Wort-Satz-Puzzles“

·       Nehmt mit nicht übel, wenn ich bei einer Feier oder sonst was, Frühzeitig Auf Wiedersehen sage,

        oder gar nicht zur Feier kommen. Denn ich verstehe kaum was, das hören wird zur

        Schwerstarbeit,

        mein Kopf dröhnt, ich fühle mich „wie im falschen Film“. Ihr sollt köstlich amüsieren, was ich ja

       auch gerne möchte, aber ich durchlebe eine arte Höllenquall.

Ich schätze sehr an die Techniker die meine CI (Cochlea) mit Geduld und Nerven einigermaßen gut eingestellt haben. Auch die Nette und Lustige Logopäde/in die unser Schicksal zu Lachen bringen und auch wie ich am besten umgehen kann. 

22 Tage habe ich in der Klinik viele Nette Menschen kennengelernt und habe auch viele Erfahrung dazu gelernt mit meinem Schicksal damit umzugehen. Bin froh, dass ich nach der erst und zweite Cochlea mit dem Zahlen und Wörter richtig zu Trainieren angefangen habe. Nach dem, was ich hier in der Klink gesehen und erlebt habe, weiß ich dieses Training ganz besonders zu schätzen war.

Die Reha hat für mich vieles belehrt und ich höre etwas besser am Tauben Ohr, nun freue mich auf meinen Hund der noch in meiner Ausbildung ist. (Sie wir ein Assistenzhund für Gehörlose). Bald hat sie die Prüfung.

Brief geschrieben 7.10.2018     Reha Bad Nauheim 17.09.2018- 9.10.2018

 

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